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Das war der Bürgerstiftungskongress 2022
Meldung
18.05.2022
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Katharina Lippold-Andrae

Katharina Lippold-Andrae

Referentin Weiterbildung und Veranstaltungen

Haus Deutscher Stiftungen
Karl-Liebknecht-Str. 34
10178 Berlin

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Fax +49 (0)30 897 947 - 91

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„Bürgerstiftungen im Wandel der Zeit“ – das war der Titel des diesjährigen Bürgerstiftungskongresses, der am 6. und 7. Mai 2022 in Hannover stattfand. Warum Hannover? Weil hier und in Gütersloh vor 25 Jahren die ersten Bürgerstiftungen in Deutschland gegründet wurden! 

Freitag, 06. Mai 2022

Der erste Tag stand vor allem im Zeichen der Ukrainekrise, dem Krieg und seinen Auswirkungen auf die engagierte lokale Zivilgesellschaft in Deutschland.  

Anja Böllhoff, die Leiterin von ECFI, berichtete über das Engagement von Bürgerstiftungen in der Ukraine, Polen, (Slowenien), Ungarn und Rumänien und stellte konkrete Handlungsmöglichkeiten vor. Axel Halling, Programmleitung Chancepateschaften, und Ulrike Reichart, Leitung Bündnis der Bürgerstiftungen Deutschlands, berichteten über das bundesweite Unterstützungsprogramm „Chancenpatenschaften“ und den „Fonds auf Augenhöhe“, aus dem Bürgerstiftung niedrigschwellig Geld für sich und andere Projekte vor Ort beantragen können. Bernadette Hellmann von der Stiftung Aktive Bürgerschaft stellte den Ednannia-Fonds vor, über den Interessierte an Bürgerstiftungen in der Ukraine spenden können. 

Im Anschluss ging es um die Zukunft der Bürgerstiftungsarbeit und die Frage: Wie kann die Bürgerstiftung Plattform und Themenanwältin sein und mit Zivilgesellschaft, Unternehmen und Verwaltung zusammenarbeiten? Irene Armbruster aus Stuttgart, Alrun Schössler aus Wiesbaden und Petra Birnbaum aus München präsentierten ihre Ansätze. Sie stellten vor, wie sie Themen der Kommune identifizieren, Kooperationen anbahnen, welche Formen von Kooperationen und welche Methoden für kooperatives Zusammenarbeiten es gibt, welche Bürgerbeteiligungsformate und Netzwerkveranstaltungen angewandt werden.  

Zentrale Punkte dabei waren: 

  • Je größer und erfolgreicher eine Bürgerstiftung, desto dringender wird es mit Partnern vor Ort zusammenzuarbeiten.
  • Wichtig ist die Arbeit Augenhöhe mit anderen Partnern 
  • Gemeinsam mit den Partnern schauen, wo es vor Ort Lücken gibt, um Konkurrenz zu vermeiden.
  • Kompetenzen von Partnern nutzen 
  • Es braucht Moderationskompetenz in der Bürgerstiftung
  • Es gibt Projekte mit Wachstumspotenzial, die man manchmal nicht mehr alleine bewältigen kann, darum braucht man Partner 
  • Es gibt einen Paradigmenwechsel in den Bürgerstiftungen: von „Abhängigkeit von der Stadt“ in „Kooperation mit der Stadt“
  • Lobbyarbeit ist wichtig - für die Finanzierung aber auch um Kontakte zu pflegen. 
  • Neues junges Engagement ist häufig „Aktionistisch“, flashmobartig, auf ein Projekt oder Vorhaben gerichtet.
  • Bürgerstiftungen müssen sich diesen neuen Formaten öffnen und damit arbeiten. 
  • Die Bürgerstiftung München arbeitet mit der Stadt seit Anbeginn im Matching Fund Format (Stadt verdoppelte z.B. Gründungskapital).

Zum Ende des Nachmittages erklärten Gebhard Hitzemann und Burkhard Küstermann den interessierten Teilnehmenden in bewährt anschaulicher und teilweise sehr unterhaltsamer Art und Weise alles Wissenswertes über die Haftung der Organe. Viele Engagierte haben Sorge, aufgrund ihrer Tätigkeit für die Bürgerstiftung in Haftung genommen werden zu können. Umso wichtiger ist es, sich Klarheit darüber zu verschaffen, welche Tätigkeiten im Einzelfall risikobehaftet sein können. Aus der Vielfalt möglicher Konstellationen wurde zum Beispiel betrachtet: Haftungsfragen im Kontext der Durchführung operativer Projekte, der Ausstellung von Zuwendungsbestätigungen oder der Vermögensanlage. In einem zweiten Schritt wurden Anregungen gegeben wie Haftungsszenarien eingeschränkt werden können.  

Am Freitagabend waren wir vom Hannovers Bürgermeister Thomas Klapproth ins Rathaus eingeladen, wo wir im Mosaiksaal auf 25 Jahre Bürgerstiftung Hannover und 25 Jahre Bürgerstiftungen in Deutschland anstießen. Auch Prof. Christian Pfeiffer war mit dabei, einer der beiden Bürgerstiftungspioniere. Grußworte sprachen Bürgermeister Thomas Klapproth, Dorothea Jäger, Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Hannover und Ulrike Reichart, Leitung Bündnis der Bürgerstiftungen Deutschlands.

Samstag, 07. Mai 2022

Am Samstag starteten wir mit dem Bericht aus dem Bundesverband Deutscher Stiftungen und dem Bündnis der Bürgerstiftungen Deutschlands in den Tag sowie einem kurzen Update zur Zusammenarbeit des Bündnisses der Bürgerstiftungen Deutschlands und der Stiftung Aktive Bürgerschaft.  

Als letzter Programmpunkt standen schließlich parallele Workshops an, die sich mit einer zukünftigen (Neu)Ausrichtung einer Bürgerstiftung befassten. Wie unterschiedlich haben sich Bürgerstiftungen in den vergangenen 25 Jahren aufgestellt? Gibt es Modelle, die sich besonders bewährt haben? Braucht es hauptamtlich Tätige in der Bürgerstiftung? 

Workshop 1 beschäftigte sich mit dem Weg zum Hauptamt: Wie stellen wir die Geschäftsstelle optimal auf? Mit welchen Kosten muss man rechnen? Welche Modelle eignen sich auch für kleinere Bürgerstiftungen? 

Workshop 2 befasste sich mit dem Weg zu einer operativen Stiftung: Operative Projekte brauchen im Vergleich zu fördernden Projekten einen bedeutend höheren ehrenamtlichen Einsatz. Woher werden diese Ehrenamtlichen genommen wie wie können potenzielle Bürger*innen motiviert werden? Wie hoch ist der finanzielle Aufwand?

Bei Fragen zu den jeweiligen Programmpunkten oder Anfragen zu Handouts können Sie sich gerne an unsere Kollegin Katharina Lippold-Andrae wenden.